Eugène Carrière hatte mit seiner Frau Sophie sieben Kinder, die zum Hauptmotiv seiner Kunst wurden. Ein Gemälde gleichen Titels von 1892 (Privatbesitz) zeigt die erstgeborene Elise (1878–1934) und den jung verstorbenen Léon (1881–1885) in inniger Zuneigung. Der kleine, einjährige Bruder umfasst zärtlich das Gesicht seiner etwa vierjährigen Schwester und küsst sie auf den Mund. Carrière hat die Figuren in weichen, fließenden Formen angelegt. Die Gesichter und die sie rahmende Kleidung sind hell aus dem erdig monochromen Hintergrund herausgearbeitet und erscheinen gleichzeitig wie in einen nebeligen Dunst gehüllt, der die Szene entrückt. Eugène Carrière war ein Einzelgänger unter den Symbolisten, ein Meister der intimen Stille, der mit seiner eigenwilligen poetischen Stimmungsmalerei dem Verborgenen hinter dem Sichtbaren nachspürte. Mit seiner Kunst fand er unter zahlreichen Künstlern und Kunstkritikern große Wertschätzung. Sein Freund Auguste Rodin äußerte 1906, als Carrière verstorben war: „Die meisten Bilder, die man auf Ausstellungen sieht, sind einfach Malerei: die seinen [Carrières] wirkten wie Fenster, die sich auf das Leben öffnen!“