Den Steinbruch Bibémus, unweit von Cézannes Wohnort Aix-en-Provence gelegen, hat der Künstler wiederholt zum Motiv eines Gemäldes gemacht. Das Essener Bild ist wohl die zeitlich erste Darstellung dieses ehemals als Steinbruch genutzten Felsmassivs. Mit lasierenden Pinselstrichen in feinen Pastelltönen ordnet Cézanne in luftiger Leichtigkeit tonnenschwere Massen senkrechter Steinwände. Er setzt Schattenregionen in Kontrast zu gegeneinander gesetzten Farbklängen orangefarbiger Felsen und lilablauem Himmel, vor dem Baumkronen mit verwischten Konturen den Horizont bilden.
Karl Ernst Osthaus erwarb den Steinbruch Bibémus zusammen mit dem Haus auf bewaldeter Anhöhe mit Taubenschlag bei Ambroise Vollard, dem langjährigen Pariser Kunsthändler Cézannes, nachdem das Ehepaar Osthaus den Künstler noch kurz vor dessen Tod 1906 in Aix besucht hatte. Das Gemälde wurde 1937 von den Nationalsozialisten für Devisengeschäfte beschlagnahmt und gelangte 1938 in den Besitz des Berliner Bankiers Franz Königs. Dieser übergab das Bild kurz vor seinem Tod und in einer Notlage an Siegfried Kramarsky, der es bei seiner Ausreise nach New York mitnehmen konnte. Wohl Anfang der 1960 Jahre gelangte Der Steinbruch Bibémus in den Besitz der Kunsthändler Walter Feilchenfeldt, sen. und seiner Frau Marianne, die das Gemälde 1964 dem Folkwang zum erneuten Ankauf anbot.