Dame am Kamin

In diesem Bildnis zeigt Klimt erstmals eine erstaunlich große Nähe zu Bildnissen des internationalen Symbolismus, etwa zu jenen des aus Amerika stammenden und in London lebenden Malers James Abbot McNeill Whistlers. Charakteristisch für solche symbolistischen Porträts ist eine gewisse Mystik, die unter anderem durch eine dämmrige Lichtstimmung und verschwommene Umrisse entsteht. Klimts Bildnis einer im Profil dargestellten, sitzenden Dame vermittelt mit seinen schattenhaften Farbtönen und nur andeutungsweise konturierten Formen, die eher an nebelige, wolkige Gebilde erinnern, keine exakte Wiedergabe eines Porträts, sondern scheint eher die Absicht zu verfolgen, mit diesem Bildnis eine besondere Stimmung und Atmosphäre zu kreieren. Der Maler geht kaum auf eine nähere Charakterisierung der Dargestellten ein, sondern belässt sie in einer unbestimmten Anonymität, wobei er sie durchaus als modisch gekleidete, elegante Person ausweist. Der Gegensatz zwischen diesem pastellartig sich auflösenden Bildnis der späten 1890er Jahre und den übernaturalistischen, fotografisch scharf gestalteten Porträts, die der Meister noch um die Mitte der 1890er Jahre geschaffen hat, zeigt, wie wandlungsfähig Klimts Malweise innerhalb nur weniger Jahre war.