Als Gustav Klimt völlig unerwartet im Jänner 1918 einen schweren Schlaganfall erlitt, dem er einen Monat erlag, hatte er einige Gemälde gerade in Arbeit, die somit unvollendet blieben. Manche dieser Bilder waren teilweise erst begonnen, wie etwa das sogenannte „Damenbildnis in Weiß“. Das Gemälde kann keinem bestimmten Porträtauftrag zugeordnet werden. Vermutlich handelt es sich um eines jener idealisierten weiblichen Bildnisse, die der Meister von seinen Aktmodellen anfertigte und ihnen dabei idealisierende Züge verlieh. Vor allem im Medium der Bleistiftzeichnungen hat er häufig solche anonymen Bildnisse festgehalten. Offensichtlich wollte Klimt dadurch einen bestimmten Frauentypus, den er als besonders reizvoll und attraktiv empfand, zur Darstellung bringen. In diesen gleichsam fiktiven Bildnissen scheint sich Klimt größere Freiheiten im Ausdruck der Dargestellten zu erlauben, denn ein so breit lächelndes Damengesicht wie im „Damenbildnis in Weiß“ ist für ein gemaltes Bildnis Klimts ungewöhnlich, findet sich aber des Öfteren bei gezeichneten Damenbildnissen.