»Es ist Leistikows unvergänglicher Verdienst – und er wird es bleiben –, den Stil gefunden zu haben für die Darstellung der melancholischen Reize der Umgebung Berlins. Die Seen des Grunewald oder an der Oberspree sehen wir mit seinen Augen; er hat uns ihre Schönheit sehn gelehrt«, würdigte Max Liebermann das Werk des Freundes in seiner Gedächtnisrede. Zehn Jahre lang hatten sie gemeinsam der Berliner Secession vorgestanden, deren Gründung nach der Zurückweisung des »Grunewaldsee« von der Großen Berliner Kunstausstellung 1898 erfolgte. Unter vielen Werken ähnlicher Thematik ist dieses Bild das gültigste.Die großflächige, klare Gestaltung, in der die dunklen Schattenformen des Waldes gegen den gelborangefarbenen Abendhimmel stehen und sich im Wasser wiederholen, bewirkt die Steigerung zu einer großen Landschaft an sich. Der ungewöhnliche Anschnitt und die ausdrucksvolle Linienführung sind von japanischen Farbholzschnitten beeinflußt, die Leistikow erstmals während seiner Paris-Reise 1893 bewunderte. Die deutlich konturierte Form und der starke Kontrast erinnern an Munch, dessen »kühne Farbsymphonien « Leistikow sofort nach dessen Ausstellungsskandal Ende 1892 in der »Freien Bühne« verteidigt hatte.Leistikows großer »Grunewaldsee « zeigt die besten Möglichkeiten des Malers. Er vermeidet die dekorative Vereinfachung mancher seiner Bilder und geht über ein Abbild topographisch bestimmbarer Orte vertiefend hinaus.
Interessiert am Thema „Visual arts“?
Mit Ihrem personalisierten Culture Weekly erhalten Sie Updates
Fertig!
Sie erhalten Ihr erstes Culture Weekly diese Woche.