Der in Landshut ansässige Hans Leinberger schuf seine eindringlichen, leidenschaftlichen Werke in einer Zeit, als die Verehrung religiöser Bilder zunehmend den Verdacht der Idolatrie auf sich zog. Am Vorabend der Reformation fertigte er plastische Bildwerke von einer zuvor nicht gekannten Direktheit. Seine Skulpturen sollen den Betrachter emotional aufwühlen, sie bewegen ihn zur Empathie und gewinnen den Themen, die zum Teil bereits seit Jahrhunderten künstlerisch umgesetzt worden waren, ganz neue Akzente ab. Neben großen Altarwerken, so etwa für die ehemalige Stiftskirche in Moosburg, schuf Leinberger auch einige kleinformatige Reliefs, die wahrscheinlich für eine elitäre Schicht humanistisch gebildeter Kenner gedacht waren. Man nimmt an, dass die beiden Berliner Tafeln zusammen mit dem Relief eines Kalvarienbergs im Bayerischen Nationalmuseum in München ur - sprünglich zu einem Hausaltärchen gehört haben. Alle drei zeichnen sich durch eine ungeheure physische Präsenz der Figuren aus, eine dramatische wie gleichermaßen radikale Umsetzung des Geschehens sowie kühne Perspektivkonstruktionen, die die kleinformatigen Szenerien ins Monumentale steigern. Vorbilder für diese eindrucksvollen Bildfindungen finden sich in den Holzschnitten von Lucas Cranach und Albrecht Altdorfer.
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