Das Gemälde bietet uns einen tiefen Einblick in eine imaginäre Landschaft, die von einem ruhigen Himmel beherrscht wird. Links erhebt sich eine Felsenmasse; rechts schlängelt ein Fluss in Richtung Horizont. Die subtile Aufeinanderfolge der in Braun-, Grün- und Blautönen gehaltenen Ebenen vermittelt den Eindruck einer unendlichen Perspektive. Dieses zarte Gemälde stammt aus der Hand von Joachim Patinir, der mutmaßlich in erster Linie Landschaftsgestalter war. So wurde er in Lebzeiten von seinem Kollegen und Freund Dürer beschrieben, der 1520 nach Antwerpen kam. Auch wenn Patinir zweifellos nicht der erste Maler war, der sich in diesem Bereich auskannte, hat er maßgeblich zur Umkehr des förmlichen Verhältnisses zwischen Landschaft und menschlicher Figur beigetragen. Seine Composite-Panoramen, die scheinbar die ganze Welt umarmen, wurden auf den Namen „Weltlandschaften" getauft, was auf Französisch zeitweilig mit „kosmische Landschaften“ übersetzt wird. Aber lassen wir uns nicht beirren: Es handelt sich um Bilder der Demut, wo die Landschaft ebenso wie die Figur – auch wenn sie noch so klein ist – eine wesentliche Rolle spielen (nach Sabine van Sprang, in „Museum der Alten Kunst. Ausgewählte Werke“).