Emile Gallé (1846–1904) war ein vielseitiger Künstler und passionierter Botaniker. Seine Naturbeobachtungen setzte er in Entwürfe für unterschiedliche Materialien um. In seiner seit 1894 betriebenen Glashütte im lothringischen Nancy führte dies zu zahlreichen neuartigen technischen Experimenten. Diese Vase, geschaffen für die Weltausstellung von 1900 in Paris, entstand in komplexer Überfangtechnik. Locker angeordnete Schwertlilien wurden als Relief aus mehreren Farbglasschichten herausgeschnitten. Die gebrochenen erdigen Farben wirken geheimnisvoll, sie entsprechen der Verszeile »Toutes les âmes sont prêtes …« (»Alle Seelen sind bereit …«) des symbolistischen Dichters Maurice Maeterlinck (1862–1949), die in die Gefäßwandung eingeritzt ist. Solche Gefäße mit Gedichtzeilen werden ›vases parlantes‹ (›sprechende Vasen‹) genannt.