1908 reiste Kirchner das erste Mal noch von Dresden aus nach Fehmarn in die Sommerfrische. 1912 brach er zum zweiten Mal Ende Juli von Berlin nach Fehmarn auf, begleitet von Erna Schilling, seiner festen Partnerin seit den Berliner Zeiten. Auf Fehmarn wohnten sie beim Leuchtturmwärter Lüthmann, der mit Frau und acht Kindern auf Staberhuk, dem Südostzipfel der Insel, am Leuchtturm lebte. Kirchner hatte nach eigenen Angaben Bilder „von absoluter Reife“ gemalt, neben Badeszenen auch Küstenlandschaften und die Umgebung wie den Leuchtturm auf Fehmarn. Kirchner umreißt hier den erhöhten Blick auf den 1903 erbauten Leuchtturm mit einem Anbau von 1912. Im nahen Wasser der Ostsee mit kleinen Segelbooten verschmelzen geradezu Mittel- und Hintergrund der in Ocker und Grün gehaltenen Insellandschaft. Die gewölbte Horizontlinie zieht die Perspektive von der Tiefe in die Fläche des Bildträgers. Eine dunkel gekleidete Frau, vielleicht Erna, spaziert mit einem Kind an der Hand entlang des Weges auf den Betrachter zu. Im Gegensatz zu Berliner Szenen dieser Zeit malt Kirchner einen unaufgeregten Blick auf sein Feriendomizil, das er im August alsbald in Richtung Metropole verlassen wird.
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