Im Sommer 1902 reiste Corinth mit seiner Schülerin Charlotte Berend in das Seebad Horst, Kreis Greifenberg, an der Ostsee. Er wohnte dort bei dem befreundeten Architekten Georg Roll. Charlotte Berend mietete sich im Hause gegenüber ein. 1900 hatte Corinth bereits Frau Roll mit ihrem Sohn Walter gemalt. Mit dynamischen Pinselstrichen porträtierte er nun die kleine Lotte (Lebensdaten unbekannt), die aus dem Spiel mit ihrer Puppe aufblickend ihr Gegenüber lebhaft betrachtet. Das frisch aufgefaßte Bildnis war 1902 im Kunstsalon Cassirer ausgestellt, bei der Kritik stieß die unkonventionelle Malweise auf Unverständnis: »mehr als unerfreulich sind dagegen die neuesten Arbeiten Louis Corinths. […] Übrigens mag er wohl auch mit diesen Arbeiten Erfolg haben. Es wird doch in Berlin W. Snobs geben, die sich aufreden lassen, daß man Kinderköpfchen mit Bürsten und Besen malen muß« (Fritz Stahl im »Berliner Tageblatt«, zit. nach: Kunstsalon Paul Cassirer, Wädenswil 2011, S. 223–224). | Angelika Wesenberg
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