Der unberührte, felsige Wald von Barbizon unweit Paris wurde bereits im frühen 19. Jahrhundert von Künstlern als Motivfeld entdeckt. Die Industrialisierung gefährdete und rettete letztendlich die Idylle: Die französische Regierung hatte das Gebiet zur verstärkten Rodung für die Bedürfnisse der Holzindustrie freigegeben; ab 1849 aber führte die Eisenbahnlinie Paris-Meudon-Lyon mitten durch das Gebiet und brachte fortan eine große Anzahl von städtischen Ausflüglern in die Wälder. Nach allgemeinem Protest ließ Napoleon III. hier eines der ersten Naturschutzgebiete ausweisen. Théodore Rousseau und andere Maler hatten durch Petitionen wesentlich zum Schutz des Waldes beigetragen. Fortan ging es darum, Wege für die vielen Besucher und Fotografen zu schaffen, was bei den Malern wiederum Trauer hervorrief.
Troyon wie auch Camille Corot und Rousseau haben den Holzschlag in den Wäldern durchaus zum Motiv ihrer Bilder gemacht, letzterer etwa 1847 in einem Ölbild mit dem vielsagenden Untertitel »Le Massacre des Innocents« (De Mesdag Collectie, Den Haag). Der aus Sèvres stammende Constant Troyon, Sohn eines Porzellanmalers, zeichnete schon als Knabe in den Wäldern von Meudon. Sehr früh lernte er auch die Maler von Barbizon kennen. Deutliche Anerkennung brachten ihm in der Folge Darstellungen von Tieren in der Landschaft. Eine kleine Gruppe von Bildern aber zeigt Waldarbeiter: Hier zerlegen zwei Männer eine gefällte Buche in Stücke. Ihre weißen Hemden korrespondieren mit der hellen Rinde des Baumes. Ein abgelegtes rotes Tuch und die blaue Hose geben den obligatorischen Farbklang zahlloser Landschaftsstudien der Schule von Barbizon. In diesem Kontext aber wirkt das Bild hell und modern, kein Weiher und kein undurchdringliches Waldstück sind gegeben; wir sehen eine lichte Baumreihe vor großer Weite wie in englischen Landschaftsgärten. | Angelika Wesenberg
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