Die entscheidende Wende von der Hochrenaissance zum so genannten Manierismus wurde in der venezianischen Skulptur durch den Florentiner Jacopo Sansovino vollzogen, der im Jahre 1527 nach der Plünderung Roms, dem Sacco di Roma, nach Venedig gekommen war. In seiner Formensprache orientierte er sich an Werken der Antike sowie Raffaels und Michelangelos. Mit der Berliner ›Sacra Conversazione‹, die eine vor einem Thron stehende Muttergottes mit dem Christusknaben zeigt, flankiert links von der heiligen Katharina von Alexandrien (?) und dem heiligen Jakobus, rechts von dem heiligen Franziskus von Assisi und der heiligen Klara, griff Sansovino eine Bildform auf, die traditionell vorrangig für Altargemälde gewählt wurde. Mittels beinahe vollplastischer Köpfe und einem perspektivisch geschichteten Architekturhintergrund vermag Sansovino, der Szene Tiefe zu geben. Er holt dieses religiöse Thema, das in der Malerei oft in künstlichen Räumen vor irrealem Goldhintergrund oder Brokatstoffen präsentiert wird, in eine greifbare Realität. Unge wöhnlich ist auch das verwendete Material, gebrannter Ton, der durch seine weiße Fassung den Charakter eines Marmorbildwerks hervorrufen konnte. Teile der antikisierenden Architektur, ebenso wie die Sandalen der Figuren, das Kreuz der heiligen Klara und das Buch des heiligen Franziskus zeigen Reste einer wohl ursprünglichen Vergoldung.
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