Die Silbermadonna zählt zu den großen figürlichen Reliquiaren des späten 15. Jahrhunderts, die sich aus der Zisterzienserabtei Kaisheim bei Donauwörth erhalten haben. Die Inschrift auf der Reliquienkapsel im Sockel, die Maria – die Patronin des Ordens – preist, ist aufschlussreich für die Entstehung des Werks. Sie nennt den Stifter, den Abt Hans Fisches, der dem Kloster von 1479 bis 1490 vorgestanden hatte und ihm mit der Madonnenfigur zu Beginn seiner Amtszeit ein kostbares Geschenk gemacht hatte, ferner den Augsburger Goldschmied Heinrich Hufnagel sowie das Datum der Vollendung 1482. Es handelt sich hier um den im Mittelalter einzigartigen Fall, dass sich das vom Goldschmied benutzte holzgeschnitzte Modell noch erhalten hat: Eine künstlerisch sehr qualitätvolle Statuette in Wiener Privatbesitz, die zu Recht dem Ulmer Bildhauer Michel Erhart zugeschrieben wird.