Muttergottes

Das Standbild gehört zu einer Gruppen von Madonnen, von denen sich einige in der Region von Paris erhalten haben. Im Gegensatz zu französischen Madonnenfiguren der Mitte des 13. Jahrhunderts, die gerade auch auf Diagonalansicht hin angelegt sind, bietet sich diese Marienstatue dem Betrachter frontal ausgerichtet dar. Obwohl lebensgroß und daher von hoher Präsenz, weist das Bildwerk eine Zurücknahme der körperlichen Formen auf, die vom fein abgestuften Faltenrelief der in dünnen Schichten übereinanderliegenden Gewandteile überspielt werden. Die Abfolge kurviger Formen und das durch Saumwellen gebildete Ornament besitzen, fast losgelöst vom Körper, einen ästhetischen Eigenwert und dienen dazu, den Ausdruckswert des Schönen und Zarten, Wesenszüge Marias, innerhalb der erhaben wirkenden Gesamterscheinung zu steigern. Die Auflösung des Gewandes im unteren Bereich erinnert an die feinstäbige Gliederung von Dienstbündeln gleichzeitiger Architektur. Darin wird deutlich, dass der Typus sich von Bildwerken in baulichem Zusammenhang herleitet; auch die Berliner Madonna dürfte in einer Tabernakelarchitektur aufgestellt gewesen sein.