Die Altartafel, eines der am sorgfältigsten gemalten und bestbewahrten Gemälde Botticellis, wurde vom Florentiner Kaufmann Giovanni d‘Agnolo de’ Bardi für seine Grabkapelle in S. Spirito bestellt. Der von Giuliano da Sangallo gefertigte Rahmen ging wohl bereits verloren, als das bis 1825 bei den Bardi verbliebene Bild nur gut hundert Jahre nach der Aufstellung durch ein moderneres Gemälde verdrängt wurde. Seit 1978 wird er durch die Kopie eines in S. Spirito erhaltenen Originalrahmens ersetzt. Auch auf einigen solcher gleichzeitig oder etwas früher für dieselbe Kirche gestifteten Altären wird die thronende Muttergottes mit seitlich stehenden Heiligen kombiniert, eine letztlich auf Fra Angelico zurückgehende Konzeption. Hier sind es die beiden Johannes‘, auf dem Ehrenplatz der Täufer als Namenspatron. Gegenüber jenen Arbeiten senkt Botticelli den Architekturapparat und bildet den Baldachin hinter Maria allein aus Palmenschäften. Blattwerknischen spielen auf den älteren, dreiteiligen Retabeltypus an. Der überreiche Pflanzenschmuck bestimmt den Eindruck, wenngleich die zahllosen Texte (meist aus Jesus Sirach) verdeutlichen, dass es sich jeweils um sehr konkrete Anspielungen auf Maria handelt. Zu dieser Spannung zwischen genauer Naturbeobachtung und Elaboriertheit des Konzepts passen Elemente, welche die Distanz zum Betrachter überspielen: die Blicke von Täufer und Christuskind, die Platzierung der Heiligen auf der bildeinführenden Stufe oder das auf den darunter zu denkenden Altar bezogene Kruzifix.
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