Andächtig kniet der bärtige Künstler vor seiner Schöpfung, einem mädchenhaften, träumerischen Wesen. Beide Gestalten lösen sich nur teilweise aus dem Fels: Der Schöpfungsakt ist noch nicht abgeschlossen; der Künstler haucht seiner Erfindung die Seele ein, dem kalten Stein wird – hier spielt das Pygmalion- Thema herein – mühevoll warmblütiges Leben gegeben. Diese Metapher des Werdens, die den momentanen Zustand des Unvollkommenen einschließt, findet in der fragmentarischen Form mit ihrer philosophischen Tragweite und der Assoziation nie endender Mühen den angemessenen Ausdruck. Ähnliche zweifigurige Gruppen ziehen sich durch Rodins Lebenswerk hindurch; in ihnen begegnen sich Gegensätzliches und Einendes, Männliches und Weibliches, Künstler und Muse,Andacht und Hingabe, Aktion und Kontemplation in vielschichtiger Weise.