Was für eine schreckliche Situation, in die Maria Happel da geraten ist, ein Inferno, und das offenbar nach einem vergnüglichen Abend oder in Erwartung eines Abenteuers – ihre leichte Bekleidung wäre jedenfalls danach, sehr hübsch mit diesem transparenten Jäckchen über den Dessous und den High Heels; und jetzt ratlos. Andererseits ein offensichtlich nicht als Wirklichkeit vorgestelltes Szenario, jedenfalls keine realistische Schreckensvision wie die alttestamentarische Szene des Untergangs der sündigen Stadt Sodom, vor der die Frau des frommen Lot zur sprichwörtlichen Salzsäule erstarrt. Schon eher etwas wie ein Bühnenbild, das zwischen dem schön eingelegten Marmorfußboden und der Großbrandkulisse eine unüberbrückbare Distanz verschiedener Realitäten herstellt. Andererseits scheint das Feuer doch auch schon von der Schauspielerin Besitz ergriffen zu haben – es glüht bereits ein wenig durch sie hindurch –, die dem allen aber offenbar wenig beteiligt begegnet; eine merkwürdige Gelassenheit. Man könnte nun breit zu erzählen beginnen, psychologisch, vom inneren Seelenbrand sprechen (wenig wahrscheinlich), dem Feuer der Leidenschaft (sieht auch nicht danach aus) oder irgendetwas anderes erfinden, was jenseits des Malerischen liegt. Aber darum allein geht es letztlich; es handelt sich nicht um eine literarische Illustration, sondern um ein vor allem malerisches Ereignis. Maja Vukoje bedient sich einer ungewöhnlich vielfältigen technischen Praxis, um ihre Kunst zu verwirklichen, Airbrush und Spachtel, sie pinselt und kleckst, verwendet Schablonen; die denkbar verschiedensten malerischen Mittel, um dann doch etwas wie eine visionäre Einheit zu erreichen. Ein von der Realität abgehobenes Wirklichkeitsbild, das ganz vom Assoziationsspektrum der angewendeten Techniken lebt. Wir haben das bereits von Gerhard Richter gelernt, aber Maja Vukoje tritt näher an die Komplexität der Wirklichkeitserscheinung heran, wir werden von all diesen divergenten Realismen, dieser brüchigen und in sich zersplitterten Komplexität zu einem Gesamteindruck gedrängt, der bei näherer Betrachtung sofort zerfällt – dann sind es wieder die Sensationen der malerischen Details, des Baumstammes aus einem einzigen unwirschen Spachtelzug und der grob pastosen Brunst einer letztlich doch ganz abstrakten Feuersröte. (Text von Otmar Rychlik, aus dem Programm zur Eröffnung der Porträtgalerie Burgtheater)