Martin Schwab, porträtiert von Josef Kern

Das Bild nimmt unmittelbar auf seine Hängung im Burgtheater Bezug, weil bei Auftragserteilung schon vorausgesetzt war, dass die Porträts verhältnismäßig hoch, oberhalb des Stuckmarmorsockels der Wandverkleidung im prunkvollen Pausenfoyer aufgehängt werden sollen, welche Bedingung von Josef Kern geradezu dramatisch gesteigert wird, indem Martin Schwab auf einer Holzstiege in voller Länge stehend nun tatsächlich verächtlich – wenn man so will; aber man muss sich nicht in diesem Sinn angesprochen fühlen – auf uns herabblickt. Allein aus diesem Grund hat die Komposition des Bildes etwas weit Artifizielleres als das Porträt von Karlheinz Hackl, was übrigens auch für die Farbigkeit gilt. Den Hintergrund füllt – wobei das Augenmerk darauf liegt, dass er bildparallel und zur Gänze bedeckt wird – ein weiß getöntes Flachrelief von Josef Kern, davor der Schauspieler schwärzlich-dunkel gekleidet steht, was dem Bild insgesamt einen sehr feinen Grisaille- Charakter gibt, aus dem nur die Hauttöne und die Stilllebenmalerei der Holzkonstruktion zu seinen Füßen herausklingen. Daran wird deutlich, was Malerei verhältnismäßig traditioneller Observanz – die allerdings von Josef Kern beherrscht wird wie von keinem zweiten Maler in Österreich derzeit – nach wie vor zu leisten im Stande ist. Zum einen spielt sie die Oberflächen durch, gibt dem zarten Reliefhintergrund seine feinen Licht- und Schattenfarben, dem Gewand bei aller Dunkelfarbigkeit dennoch das Volumen des Körpers, der darin steckt, Inkarnat und Holz werden fast mit gleicher Lebensfülle warmtonig wiedergegeben. Zum anderen geht es um Charakterisierung, hier wieder ganz unmittelbar, momentan erfasst, mit diesen vielen kleinteiligen und zugleich großzügigen Pinselstrichen, hier und jetzt dieses Gesicht herauszuarbeiten, diesen bestimmten Ausdruck, der bei genauerer Betrachtung gar nicht zu beschreiben ist vor lauter Differenziertheit; oder diese Schuhe, dieses Blatt im Relief, diese ergrauten Haare, diese Geste der Hand. Wobei gerade bei einer Untersuchung, die darauf hinweisen will, was alles Wert ist, an dem Bild wahrgenommen zu werden, deutlich werden muss, dass es durchgängig mit derselben Aufmerksamkeit und Intensität gemalt ist, sozusagen demokratisch gesinnt der Wirklichkeit gegenüber – und das verleiht der aufrechten Haltung beider den Akzent der zeitgenössischen Moderne. (Text von Otmar Rychlik, aus dem Programm zur Eröffnung der Porträtgalerie Burgtheater)