Lorenzo di Credi verwendet für dieses Gemälde ein Rundformat, auch „Tondo“ genannt. Das Format wurde in der Renaissance bevorzugt für Mariendarstellungen gewählt, da die Kreisform als Symbol für Vollkommenheit und Harmonie verstanden werden konnte.
In der Mitte des zentralperspektivisch aufgebauten Gemäldes zeigt der italienische Maler die in blau gekleidete Jungfrau Maria bei der Anbetung des liegenden Christuskindes. Hinter dem Kind, ebenfalls kniend, ist Johannes der Täufer zu erkennen, der hier als Gleichaltriger dargestellt wird. Die Anordnung der Figuren im Raum folgt der runden Form des Bildträgers und wird von einer renaissancetypischen Rundbogenarchitektur hinterfangen. Die Öffnung hinter Johannes dem Täufer gibt den Blick auf eine Landschaft frei, in der der Flusslauf auf die Taufe Christi verweisen könnte. Maria zeichnet sich hell und deutlich vor dem dunklen Wandstück ab, das die beiden Rundbögen gegeneinander abgrenzt. Die Darstellung entspricht dem Bildtypus der „madonna dell‘umiltà“ (Muttergottes in der Demut) – der demütigen Verehrung Christi durch seine Mutter. Dieses Motiv folgt keinem Bibeltext, sondern geht auf Visionen mittelalterlicher Mystiker zurück.
Die Werke Lorenzo di Credis sind durch eine sorgfältig und technisch perfekte Ausführung, eine lichte Farbigkeit, sowie durch eine kräftige Modellierung der Körper und Gewänder gekennzeichnet. Diese Merkmale verweisen auf die Ausbildung des Künstlers in der Werkstatt von Andrea del Verrocchio in Florenz.