Die Handschrift ist ein charakteristisches Erzeugnis der im 15. Jahrhundert blühenden niederrheinischen Buchmalerei. Sie wurde vermutlich von Johannes Wilberg illuminiert und ist sehr wahrscheinlich in Köln entstanden. Gefertigt für Mechthild von Hessen gelangte sie auf dem Erbwege an Sibylle von Kleve, die als Gemahlin Friedrichs I. von Sachsen für ihr inniges Verhältnis zu ihrem Mann berühmt geworden ist.
Blatt 13v: Unter dem Bild der Marienverkündigung kniet in einem kleinen Gärtchen mit Rasenbank Mechthild von Hessen (erkennbar am Wappen von Hessen und Cleve, Nidda und Mark). Reiche Ranken mit Erbsenblüten und Erbsenschoten, Erdbeeren und Gänseblümchen sowie anderen Blüten umrahmen zusammen mit stilisierten Akanthusblüten die Miniatur, die vielleicht Johannes Wilberg zugeschrieben werden kann und eine graphische Vorlage des Meisters ES verarbeitet.
Blatt 14r: Die Initiale und die reiche Rankenzier des Textbeginns sind charakteristische Zeugnisse der niederrheinischen, wohl Kölner Buchmalerei. Der Text des in niederländischer Sprache geschriebenen Gebetbuches beginnt mit der Initiale H: Here du salt up doen myne lippen (Herr öffne meine Lippen). In der Initiale erkennt man das Wappen von Cleve, in den Randranken weitere Wappen, die auf Mechthild weisen: Rechts oben das Wappen Mechthilds (Cleve, Hessen, Mark und Ziegenhain), im Uhrzeigersinn folgen die Wappen des Herzogtums Sachsen, der Grafschaften Nidda, Dietz und Katzenelnbogen.