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Medea und die Töchter des Pelias

Unbekannt-420/-410

Altes Museum, Staatliche Museen zu Berlin

Altes Museum, Staatliche Museen zu Berlin
Berlin, Deutschland

Das seit der Renaissance bekannte und stark überarbeitete Relief schildert die Sage von Medea und den Töchtern des Pelias. Medea, göttlicher Herkunft und Königstochter im fernen Kolchis jenseits des Schwarzen Meeres, half mit ihren Zauberkräften den Argonauten bei der Gewinnung des Goldenen Vlieses und verliebte sich in deren Anführer Jason. Nach Iolkos zurückgekehrt, überreichte der Held seinem Onkel Pelias das Goldene Vlies, der ihm aber den noch sein königliches Erbe vorenthielt. Medea übernahm die Rache: In Gegenwart von Pelias’ Töchtern zerschnitt sie einen alten Widder, kochte ihn in Zauberkräutern und verjüngte ihn so zu einem Lamm. Sie überredete die Mädchen, es ebenso mit ihrem Vater zu machen. Sie zerstückelten und kochten ihn, dann aber versagte ihnen Medea die Zaubermittel. Das Dreifigurenrelief zeigt Medea am linken Rand; zur Mitte gewandt steht sie unbewegt, bekleidet mit einem plissierten Chiton und einem Mantel, dessen Ärmel seitlich herabhängt; dieses und die merkwürdige Kopfbedeckung über dem Diadem, eine Tiara, sowie die festen Schuhe kennzeichnen Medea als Ausländerin, als Barbarin. Ihre linke Hand umfasst eine runde Dose, die sie mit der rechten zu öffnen vorgibt. Von rechts schleppt eine jüngere Tochter des Pelias den schweren Dreifußkessel heran; ihr Haar ist hochgebunden, ihr Peplos unter der Mühe von der rechten Schulter geglitten. Sinnend über das Ungeheuerliche des Vorhabens, steht am rechten Bildrand frontal die ältere Tochter, den Kopf auf die Hand geneigt; sie trägt einen doppelt gegürteten Peplos, dessen Überschlag über den quer vor den Leib gelegten linken Arm fällt; die Hand hielt die Scheide des Schwertes, die neuzeitlich ebenso abgearbeitet worden ist wie das Schwert selbst, das sie in der erhobenen Hand hielt: es wurde in einen kürzeren Olivenzweig neutralisiert. Neben diesen Überarbeitungen und der Ergänzung des dreieckigen Streifens links unten nach einer 1814 in Rom gefundenen Replik in den Vatikanischen Museen, weist das Relief weitere ›Korrekturen‹ besonders im Bereich der Gewänder auf. Dennoch überliefert es eine qualitätvolle neuattische Kopie um 100 v. Chr. von einem griechischen Relief aus der Blüte Athens. Bereits vor 70 Jahren wurde die Übereinstimmung dieses Dreifigurenreliefs in Trapezform, Maßen und Proportionen, im kompositorischen Konzept der Gruppierungen und in der gemeinsamen Formensprache mit drei weiteren Reliefs festgestellt, die ebenfalls in römischen Kopien erhalten sind: Orpheus versucht mit Hilfe von Hermes, Eurydike aus der Unterwelt zurückzuholen; Theseus muss seinen Freund Peirithoos in der Unterwelt zurücklassen, da Herakles nur einen der beiden befreien kann; Herakles verlässt die Hesperiden, die in Liebe zu ihm entbrannten, nachdem er ihnen die Äpfel der Unsterblichkeit entwendet hat. Alle vier Reliefs müssen ursprünglich zu einem Denkmal gehört haben, vermutlich zum Unterbau eines monumentalen Grabmals, da alle Bilder der Bezug zum Jenseits verbindet, die Hoffnung auf Unsterblichkeit. Gemeinsam ist ihnen aber auch die Situation der persönlichen Entscheidung und damit der unausweichlichen Verstrickung, wie sie in den attischen Tragödien dieser Zeit von Sophokles und Euripides gefasst wurden; beide Dichter haben sich mit dem tragischen Schicksal von Medea und Jason beschäftigt, das noch auf römischen Sarkophagen der Kaiserzeit Todesangst und Jenseitshoffnung zum Ausdruck bringt.

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  • Titel: Medea und die Töchter des Pelias
  • Ersteller: Unbekannt
  • Datierung: -420/-410
  • Abmessungen: w89 x h116,5 cm
  • Typ: Relief
  • Material: Pentelischer Marmor
  • Sammlung: Antikensammlung, Staatliche Museen zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz
  • Inv.-Nr.: Sk 925
  • ISIL-Nr.: DE-MUS-814319
  • Externer Link: Altes Museum, Staatliche Museen zu Berlin
  • Copyrights: Text: © Verlag Philipp von Zabern / Antikensammlung, Staatliche Museen zu Berlin / Gertrud Platz-Horster || Photo: © b p k - || Photo Agency / Antikensammlung, Staatliche Museen zu Berlin / Johannes Laurentius
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