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Melencolia I

Albrecht Dürer1514

Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin

Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin
Berlin, Germany

»Bild der Bilder«, »Trostblatt«, »geistiges Selbstporträt«, »Gedenkblatt auf den Tod der Mutter« – diese und eine Fülle weiterer Deutungen hat der berühmteste der drei Meisterstiche Dürers von jeher erfahren. Der Inhalt des Blattes, dessen subtile Sticheltechnik bereits Giorgio Vasari rühmte, ist in seiner Komplexität und Rätselhaftigkeit noch immer nicht gänzlich entschlüsselt. Unstrittig ist allein, dass es sich bei der Darstellung um eine Allegorie der Melancholie handelt, die der antiken Humoralpathologie oder Viersäftelehre zufolge eines der vier menschlichen Temperamente präsentiert. Nach dieser Lehre entscheidet die Mischung der körpereigenen Säfte – Blut (sanguis), Schleim (phlegma), gelbe Galle (chole), schwarze Galle (melaina) – über die Wesensart eines Menschen; er ist entweder Sanguiniker, Phlegmatiker, Choleriker oder aber Melancholiker. Als Letzterer verfügt er über ein Übermaß an schwarzer Galle. Im Mittelalter noch negativ beurteilt, wurde die Melancholie im 15. Jahrhundert von italienischen Neuplatonikern zum Temperament des Genies, des Künstlers und Intellektuellen erhoben. Angesichts der Endlichkeit seiner Existenz gegenüber der Unendlichkeit der Schöpfung empfindet der melancholicus Schwermut und Trauer. Aus seinem Leiden an der Welt gewinnt er jedoch zugleich den wesentlichen Impuls für sein Schaffen. Für diesen Zwiespalt zwischen Kreativität und Schwermut, dem Erkennen der Komplexität der Welt und dem Verzweifeln daran fand Dürer in seinem »Melencolia«-Kupferstich eine bis heute gültige Bildformel. Die Koinzidenz mit dem Todesjahr Barbara Dürers veranlasst Teile der Forschung, im Meisterstich Spuren des für den Künstler so aufwühlenden Erlebnisses zu sehen: So wird die obere Reihe des Magischen Quadrates an der Wand oberhalb der Melancholie-Figur zum Teil als Hinweis auf das Sterbedatum der Mutter gelesen. Totenglocke, Sanduhr und Waage bilden zudem mit dem Quadrat ein Ensemble, das auf die Vergänglichkeit allen Lebens, die verrinnende Zeit und das Abwägen der Seele am Ende der Tage verweist. Der hier links gezeigte Druck ist der erste Zustand des »Melencolia«-Blattes, wie ihn Dürer zunächst ausgeführt hat: Unter der von ihm noch auf der Druckplatte aus einer Sechs in eine Fünf geänderten Anfangsziffer der zweiten Reihe im Magischen Quadrat steht im ersten Kästchen der dritten Reihe eine spiegelverkehrte Neun. Diesen Fehler korrigierte der Künstler in der nächsten, hier rechts zu sehenden Druckfassung.

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  • Title: Melencolia I
  • Creator: Albrecht Dürer
  • Date: 1514
  • Physical Dimensions: w18.5 x h23.8 cm
  • Type: Print
  • Medium: Copper engraving
  • Inv.-No.: 251–1913
  • ISIL no.: DE-MUS-018511
  • External Link: Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin
  • Copyright: Photo © Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz / Image by Google │ Text © Staatliche Museen zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz / Uta Barbara Ullrich in: Michael Roth / Uta Barbara Ullrich (Hg.): »Dürers Mutter. Schönheit, Alter und Tod im Bild der Renaissance« Kupferstichkabinett – Staatliche Museen zu Berlin Kulturforum, Potsdamer Platz 5. Mai – 16. Juli 2006, Staatliche Museen zu Berlin und Nicolaische Verlagsbuchhandlung GmbH, Berlin 2006, S. 35, Kat. 8
  • Collection: Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz
  • Artist Place of Death: Nuremberg
  • Artist Place of Birth: Nuremberg
  • Artist Gender: Male
  • Artist Dates: 21.05.1471 - 26.04.1528
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