Zwei Jahre arbeitete Friedrich an diesem Gemälde, das sein berühmtestes werden sollte. In klarer, seine Zeitgenossen erschreckender Einfachheit ist das Bild horizontal in die drei Elemente Land, Meer und Himmel geteilt. Bloßen Hauptes steht ein Mönch am Ufer.Möwen umflattern ihn.Vor dem Einsamen liegt in bleierner Schwärze das unermeßlich weite Meer.Die grauen Wolkenschleier über dem Wasser geben erst am oberen Bildrand überraschend den Blick ins Blau des Himmels frei. Nie zuvor hatte es in der Kunst eine derartige Kompromißlosigkeit der Komposition gegeben: Der Bildraum wirkt wie ein Abgrund; es gibt keine Begrenzung, keinen Halt, nur den Schwebezustand zwischen Nacht und Tag,Zweifel und Hoffnung,Tod und Leben. Nach einer Textvorlage Clemens Brentanos faßte Heinrich von Kleist 1810 die Magie des Bildes in folgende Worte: »Nichts kann trauriger und unbehaglicher sein, als diese Stellung in der Welt: der einzige Lebensfunke im weiten Reich des Todes, der einsame Mittelpunkt im einsamen Kreis. Das Bild liegt mit seinen zwei oder drei geheimnisvollen Gegenständen wie die Apokalypse da, als ob es Youngs Nachtgedanken hätte, und da es in seiner Einförmigkeit und Uferlosigkeit, nichts als den Rahmen im Vordergrund hat, so ist es,wenn man es betrachtet, als ob einem die Augenlider weggeschnitten wären.«