Schönberg verhandelt in seiner Oper Moses und Aron (Fragment) das Schicksal des Volkes Israel und die gleichermaßen weltliche wie heilige Verheißung. Der Prophet Moses und sein wortmächtiger Bruder Aron ringen darum, dieser Verheißung zur Existenz zu verhelfen. Sie sind dabei mit Zweifeln, Hoffnungen und allen Widersprüchen des auserwählten Volkes konfrontiert. Als Erkenntnisgrund des Werkes benennt Schönberg den Gedanken Gottes. Moses als auserwähltem Mittler dieses Gedankens kommt die Aufgabe zu, von der Selbstoffenbarung Gottes zu künden. Schönbergs Ideendrama ist in seinem religionsphilosophischen Gehalt auf den Konflikt zwischen dem reinen Gottesgedanken und seiner Vermittlung gerichtet. Um den Charakter des Librettos adäquat umzusetzen, verwendete Schönberg eine ungewöhnliche Besetzung – dem vergrößerten klassischen Orchester fügte er Klavier, Harfe, Celesta, Mandolinen und einen umfangreichen Schlagwerkapparat hinzu. Der vokale Stil der Oper ist durch die Kombination von Gesang und rhythmisch geordneter Deklamation gekennzeichnet: Moses ist eine Sprechrolle, Aron ein lyrischer Tenor – Moses, dem Träger des Gedankens wird der Gesang vorenthalten. Aron ist im Gegensatz zu dem stets reflektierenden, an Ewigkeit, Metaphysik und echte Werte sich klammernden Moses, ein Materialist, dem Rausch des Goldes und dem Erfolg des Augenblicks zugetan. Nicht weniger charakteristisch als dieser große Gegensatz des Brüderpaars ist die Art Schönbergs mit der menschlichen Stimme im Gesamtwerk umzugehen. Rezitative, Ariosopassagen, Flüsterchöre und responsorische Stellen mit Gesangssolo und Sprechchor lösen einander in wechselnden vokalen Gestalten ab. Jede der singenden Personen ist durch einen besonderen Stil in der Stimmbehandlung charakterisiert.
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