Neben Peter Paul Rubens und Anthonis van Dyck gehört Jacob Jordaens zu den bedeutendsten flämischen Malern des 17. Jahrhunderts. Das fast zwei mal zwei Meter große Historiengemälde „Moses schlägt Wasser aus dem Felsen“ zählt zu den Hauptwerken des jungen Jordaens.
Thema ist das Quellwunder des Moses aus dem Alten Testament: Auf ihrem Zug aus der ägyptischen Knechtschaft in das Gelobte Land kommen die Israeliten in die Wüste Zin. Dem Verdursten nahe, beklagen sie sich bei ihren Führern Moses und Aaron und zweifeln an deren göttlicher Sendung. Den beiden Männern wird jedoch von Gott ein Wunder verheißen. Sie sammeln das Volk und die mitgeführten Tiere an einem Felsen. Nachdem sie zu diesem gesprochen haben, schlägt Moses zweimal den Stab gegen das Gestein, aus dem daraufhin das lebensspendende Wasser bricht.
Anders als in den vorigen Jahrhunderten, stellt Jordaens nicht mehrere Momente der Erzählung gleichzeitig dar, sondern konzentriert sich auf die dramatischen Sekunden vor dem Eintreten des Wunders. In helles Schlaglicht getaucht, wirken die Leiber der Israeliten und ihrer Tiere überaus plastisch. Indem der Maler sie zu einer dichten Gruppe zusammenschiebt, vermittelt er den Eindruck einer brodelnden Volksmenge, die den Augenblick ihrer Rettung kaum noch erwarten kann. Diese höchste Anspannung entlädt und spiegelt sich in ihren Blicken und Gesten.
Jordaens zeigt sich in diesem kühnen Werk von barocker Wucht und kompositorischer Dichte auf der Höhe seiner frühen Meisterschaft.
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