Die erste Reise Dahls in das vor Jahren verlassene Heimatland Norwegen 1826 beendete die Phase der imaginären Berglandschaften aus der Erinnerung. Die tagebuchartigen Zeichnungen von dieser und den folgenden Reisen boten ihm fortan in Dresden einen unerschöpflichen Vorrat an norwegischen Motiven. Er benutzte sie als anregendes Material wie als direkte Vorlagen, die zugleich der Auftragsgewinnung dienen konnten.
Die geschäftsmäßige Vorgehensweise läßt sich an diesem Bild nachvollziehen: Die Vorzeichnung in den KODE Kunstmuseene in Bergen (Blei, laviert, 10,5 × 16,9 cm, Inv.-Nr. 605, aus Dahls Sammlung »Liber Veritatis« LV Nr. 376) ist beschriftet: »Auf der Stelle gez: Laerdalen bey Lysne d. 24. Sept. 1826 JD. An M. Kaskel 1829. Dresden.«; auf der Rückseite: »Ausgeführt in Gemälde 20 Juni 1829«. Eine Zeichnung nach dem ausgeführten Gemälde befindet sich ebendort (Blei, laviert und weiß gehöht, 10,5 × 13,8 cm, Inv.-Nr. 599, LV Nr. 424) und trägt die Beschriftung: »13 1/2 Zl.- 10 1/4 h. S.M. 1829 J Dahl. Kaskel« (die Maßangaben beziehen sich auf das Gemälde). – Zwei Notizen in Dahls Einnahmenbuch von 1829 erwähnen Kaskel (vgl. M. Bang, Johan Christian Dahl, Bd. 2, Oxford 1987, S. 203, Nr. 600): Am 27. März und am 8. August erhielt Dahl Geld für ein kleines Bild, gemeint war dieses.
Trotz der topographischen Genauigkeit ist das kleine Gebirgsbild mehr als eine Vedute. Die treffende Wiedergabe der dunstigen Atmosphäre dieser Gegend in sprödem, dünnem Farbauftrag basiert auf lebhaft erinnerten Natureindrücken und den Erfahrungen der Freiluftmalerei und gibt die vor Jahren erlebte Impression dieses Weges am Gebirge entlang einprägsam wieder. | Angelika Wesenberg