René Magritte habe ich nie gesehen.
Vielleicht täusche ich mich, aber ich hatte immer den Eindruck, er müsste zum Lachen in den Keller gehen. Litt er an einer großen Einsamkeit oder innerer Kälte? Ich bin auch nicht gerade der Kontaktfreudigste, aber in seinem Wesen und auch in seinen Bildern sehe ich etwas Abweisendes, oder wenigstens mir Fremdes.
Um deutlicher zu sein: Ich spüre die vornehme, tragische Hilflosigkeit seines Atheismus. Er hat vielleicht (und ich sage "vielleicht" nur, weil ich mir ein eindeutiges Urteil nicht anmaßen will) das Beste geleistet, was dem damaligen "Klassischem Surrealismus" erreichbar war.
Seine Entgleisungen, ich denke vor allem (aber nicht nur) an seine "impressionistische Phase", zeigt die Tragik dessen, der nie begangene Wege geht und sich dabei notwendigerweise auch verirrt.
Künstler haben aber ein Recht darauf, nach ihren besten Werken beurteilt zu werden.
Wer malen will und es logischerweise zunächst noch nicht kann, ist von Vorbildern fasziniert und wird sie nachzuahmen suchen. Er sollte sich aber nicht mit dem jeweiligen Vorbild identifizieren sondern bald andere Wege gehen, denn jeder hat sein eigenes Innenleben, sein eigenes Jenseits, und nur das gehört zu ihm.
Kein Surrealist kann von einem anderen abgucken. Was er malt wird notwendigerweise etwas bisher Unbekanntes, auch Unverständliches. Ob das dann "Surrealismus" heißen soll oder nicht, das ist belanglos.
Sie fragen mich, inwieweit René Magritte mich in meinem Schaffen beeinflusst hat.
Nun, ich habe mir seine Bilder angesehen und darüber nachgedacht. Einige wenige Male habe ich bewusst Motive von ihm zitiert oder weiter gesponnen. Sowas habe ich auch mit Michelangelo und Tizian gemacht, aus Verehrung sozusagen. Und vielleicht ist mir einiges aus Faulheit oder aus dem Unterbewussten hineingerutscht.
Aber nicht jeder Apfel ist irgendwo geklaut.
(Text: Wolfgang Lettl)