Diese Skizze bereitet nicht, wie in einem älteren Katalog angegeben, die Komposition »Der wilde Jäger« (Nationalgalerie, Inv.-Nr. A I 233) vor. Der Gegenstand ist Herders Sammlung »Stimmen der Völker in Liedern« (»Volkslieder«, Leipzig 1778/79) entnommen. Das 22. Stück des Zweiten Buches, »Erlkönigs Tochter. Dänisch«, beginnt mit den Zeilen: »Herr Oluf reitet spät und weit / zu bieten auf seine Hochzeitsleut’. / Da tanzen die Elfen auf grünem Land, / Erlkönigs Tochter reicht ihm die Hand. / ›Willkommen, Herr Oluf, was eilst von hier? / Tritt ein in den Reigen und tanz mit mir!‹ / ›Ich darf nicht tanzen, nicht tanzen ich mag, / Frühmorgen ist mein Hochzeitstag.‹« Weil er sich den glänzenden Versprechungen der Elfenprinzessin verweigert, wird der treue Bräutigam mit Krankheit geschlagen und reitet sterbend heim. »Die Braut hub auf den Scharlach rot – / da lag Herr Oluf, und er war tot.«
Wie dieser Text Goethes Gedicht »Der Erlkönig« (1782) anregte, so hat umgekehrt die Nebelromantik der Erlkönig-Illustrationen auf Hennebergs bildliche Interpretation der dänischen Sage zurückgewirkt. Der keineswegs unkritische Wilhelm von Bode beschrieb diesen Entwurf als »eine Komposition von großem Schwung und märchenhafter Phantastik«, die »fast unverändert« hätte ausgeführt werden können (Die graphischen Künste, Bd. 28, 1895, S. 60). Eine Vorarbeit zu dieser Komposition (»flüchtige Aufzeichnung in Kohle«) zeigte die Henneberg-Gedächtnisausstellung von 1877 in Berlin unter der Katalognummer 208 (»Herr Oluf bei Erlkönigs Töchtern«). | Claude Keisch