Die einer Hausmusik lauschende Männerrunde ist nicht identifizierbar, jedoch weisen die Intimität der Darstellung und verschiedene Details auf eine enge Verbindung zwischen Künstlern und vielleicht auch Familienmitgliedern hin. Man geht wohl nicht fehl, in den beiden Männern im Hintergrund den Künstler selbst und seinen Bruder Joseph Dierickx (1865–1959, Maler, Bildhauer und Architekt) zu vermuten. Der im Profil gegebene Mann könnte der Vater der Künstler sein, zumal die Einrichtung des kleinen Raumes nicht auf ein Atelier junger Künstler, sondern eher auf ein bürgerliches, wenn auch künstlerisch geprägtes Milieu deutet. Das im vollen Licht stehende Bildnisrelief könnte ein Hinweis darauf sein, daß der Bildhauer Jef Lambeaux (1852–1908), der seit 1881 in Brüssel lebte, sich ebenfalls unter den Zuhörern befindet.
Das Bild entstand in einer Zeit, in der sich in Belgien, speziell in Brüssel und Antwerpen, die Künstler verstärkt zu Gruppen mit programmatischen Namen zusammenschlossen, um sich gemeinsam auf Ausstellungen und durch Publikationen Geltung zu verschaffen. Dierickx hat in diesem Bild durch das Zusammenrücken von Personen mit sichtbar gleichen Interessen um ein Zentrum (in Gestalt der Lampe) und ihre mantelartige Umschließung durch den Schatten ein Stimmungsbild der jungen Künstler seiner Zeit geschaffen und ist dabei seinem späteren Ruf, ein ›Intimist‹ zu sein, voll gerecht geworden.
In einer Besprechung der Internationalen Gemäldeausstellung in Gent 1886 hob der Rezensent die gute Bewältigung der Licht-Schatten-Kontraste und die klare Figurenzeichnung in diesem Bild hervor, das den Künstler auf dem Weg zu neuen Sichtweisen zeige (vgl. G. Verdavainne, Le Salon de Gand, in: La Fédération Artistique, Jg. 13, 1886, H. 46, S. 366). | Helga Weißgärber