Nach der verheerenden Cholera-Epidemie in Hamburg 1892, die angeblich russische Auswanderer eingeschleppt hatten, wurde die Transitwanderung aus Osteuropa neu organisiert. Die amerikanischen Behörden verlangten seit 1893 eine Desinfektion und mehrtägige Quarantäne aller russischen Migranten im europäischen Ausgangshafen. Den beiden deutschen Schifffahrtslinien Norddeutscher Lloyd (NDL) und Hapag gelang es nach Verhandlungen mit der preußischen Regierung, die bis dahin lückenhaften Kontrollen an der Ostgrenze und die medizinische Überwachung sowie den gesamten Transport zu den Auswandererhäfen komplett zu übernehmen und damit zu privatisieren. Sie profitierten dabei von der Mittellage des Kaiserreichs, das Osteuropäer auf dem Weg zu den Nordseehäfen durchqueren mussten. An den wichtigsten Bahnübergängen zwischen Russland und Preußen eröffneten Hapag und NDL »Kontrollstationen«. Dort mussten sich alle Durchwanderer einer Desinfektion und Inspektion nach den Bestimmungen der amerikanischen Einwanderungsgesetze unterziehen. Vorbild war der bereits seit 1891 bestehende Auswandererbahnhof Ruhleben bei Berlin mit den dort angewendeten Verfahren. Wer die medizinische Prüfung nicht bestand, wurde zurückgeschickt.