Das ungewöhnliche Gefäß vereinigt zwei antike Kunstgattungen: die Vorderseite zeigt eine farbig gefasste Terrakottagruppe von drei Figuren, und die Rückseite entspricht mit der rotfigurigen Palmettenbemalung und dem aufgesetzten Lekythenhals einer griechischen Vase.
Die Liebesgöttin Aphrodite sitzt zwischen zwei Eroten. Hinter ihr bauscht sich ihr Mantel, sie stützt sich mit ihrer Linken auf die Schulter eines kleinen Eroten, der neben einem Weihrauchständer, einem Thymiaterion, steht. Ihre Rechte hält ein geöffnetes Kästchen. Über ihr schwebt ein zweiter Eros mit geöffneten Flügeln, der mit weit ausgebreiteten Armen einen Mantel ausspannt. Plastische Rosetten umgeben die Gruppe. Diese erhebt sich wie eine Skulptur über einer profilierten Basis und einer blauen Erhöhung mit gewelltem Rand, die vielleicht das Meer andeuten soll. Pastellfarbene Blau- und Rottöne, Gelb, Weiß, Gold und Schwarz bilden die Bemalung der Figuren, die aus verschiedenen Formen gewonnen und zusammengesetzt wurden. An der halbrunden Rückseite, die manuell überarbeitet wurde, finden sich noch Fingerspuren des Töpfers. Die übereinander stehenden Palmetten mit dem dichten Rankenwerk über dem schmalen Eierstab entsprechen dem ornamentalen Dekorationsschema auf Vasen der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts v. Chr.
Mit dieser Kombination schufen athenische Handwerker eine neue Art von Gefäßen, die – nach den Fundorten – fast ausschließlich in Gegenden außerhalb Attikas exportiert wurden. Die Darstellung der Liebesgöttin mit Eroten lässt an ein Hochzeitsgeschenk denken und die empfindliche Bemalung auf die Verwendung als Grabbeigabe oder Weihgabe in ein Heiligtum schließen. Zugleich sind diese figürlich gestalteten Salbgefäße Zeugnis für die Werkstattgemeinschaft von Töpfern, Vasenmalern und Koroplasten.