Giovanni Battista Tiepolos Zeichnung Orientalischer Magier, auf eine Sphinx gestützt entstand wahrscheinlich kurz nach Fertigstellung seiner umfangreichen Arbeiten in der Würzburger Residenz. Das Bildmotiv erinnert motivisch aber eher an die Heimatstadt des Künstlers, Venedig, die bereits seit dem 12. Jahrhundert enge Handelsbeziehungen zu Afrika und Asien unterhielt. Exotisch gekleidete Händler und Würdenträger hatten hier schon die Malerei Gentile Bellinis beeinflusst und anderenorts die Phantasie eines William Shakespeare beflügelt. Die vorliegende Zeichnung zeigt einen Alten in orientalischem Gewand, der sich auf ein mit einer Sphinx dekoriertes Möbel stützt. Diese galt im alten Griechenland als Todesdämon. Das Blatt weist den für Tiepolo charakteristischen Duktus der 1750er Jahre auf: Das Bildmotiv ist mit angespitzter Rohrfeder im Umriss und zumeist ohne Unterbrechung elegant zu Papier gebracht, die Komposition dann großflächig und zugleich lichthaltig mit nassem Pinsel und hellbrauner Tusche laviert. Sosehr die Zeichnung heute als eigenständiges Kunstwerk geschätzt wird, so war sie ursprünglich sicher nicht als solche gedacht. Vielmehr ist zu vermuten, auch da sich auf der Rückseite des Blattes noch zwei Skizzen eines Kriegers befinden, dass sie Teil eines Musterkatalogs war, auf dessen Basis Tiepolo größere Kunstwerke entwickelte.
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