Laut seiner Beschriftung stammt der Schädel von Joh. Kögl – einem Mann aus Tirol. Die Aufschrift „Jüngling“ verweist dabei nicht auf das jugendliche Alter des Verstorbenen, sondern auf seinen ledigen Familienstand. Darauf deutet auch der aufgemalte, leuchtend grüne Blätterkranz mit weißen Blüten hin. In Teilen der Alpenregion war das Motiv des Blätterkranzes unverheirateten Personen vorbehalten. Bei dem Schädel handelt es sich um eine Sekundärbestattung, bei der Schädel und Gebeine der Verstorbenen in eine Totenkapelle – oft auch als Beinhaus, Ossuarium oder Karner bezeichnet – zur Aufbewahrung gebracht wurden. Besonders in Österreich, aber auch in Teilen Bayerns und der Schweiz, war es vom Ende des 18. Jh. bis ins 20. Jh. üblich, auf Wunsch der Angehörigen die Schädel zuvor zu bemalen. Diese Aufgabe übernahmen zum Teil Totengräber, zum Teil durchreisende Künstler. Der Direktor des Museums, Georg Thilenius, kaufte den Schädel 1919 aus der Sammlung von Marie Andree-Eysn, die in der bayrisch-österreichischen Alpenregion bereits in den ersten Jahren des 20. Jh. kulturanthropologische Forschungen betrieb.