Es ist anzunehmen, dass dieses Aquarell als Auftragsarbeit zum Zeitpunkt der Fertigstellung der Fabrik um 1892 entstand. Ausführender Künstler war Georg Riegel, ein bedeutender Nürnberger Kupferstecher und Architekturzeichner in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Als Schwager des Nürnberger Malers Lorenz Ritter wurde er 1873 Teilhaber des Kupferstecherateliers "Ritter & Riegel".
Die
Vordergrund-Darstellung umfasst in diesem Bild den Schrägblick auf die Anlage
der Norica-Nadelwerke im Stadtteil Glockenhof von Süd-Osten, klar definiert in
ihrer Örtlichkeit durch die weit im Hintergrund dargestellte Stadt. Die
deutlich erkennbare Burg als krönender Abschluss über den Dächern der Stadt,
der obere Teil des Frauentorturms als einer der dicken runden Tortürme im
Nordosten sowie die oberen Etagen und Spitze des Laufer Schlagturms lassen
keinen Zweifel beim Erkennen der Stadt Nürnberg.
Die neue Kunstauffassung
am Ende des 19. Jahrhunderts macht sich leise bemerkbar. Vor allem den
Hintergrund durchzieht ein leichter Schleier, bedingt durch die qualmenden
Fabrikschlöte. Der Fokus liegt auf dem atmosphärischen Eindruck des Ortes und
unterscheidet sich von den sonst oftmals kühl und nüchtern wirkenden Ansichten von
Fabrik-Darstellungen. Die repräsentative Anlage im Vordergrund zeigt sich als
harmonisches Ganzes umgeben von Grünanlagen und mit Personenstaffagen in
Alltagssituationen. Das Ensemble aus Wohnhaus des Fabrikanten, prunkvoll gebaut
mit einer herrschaftlichen Fassadengestaltung im Stil der Neorenaissance, einem
qualmenden Schornstein und gepflegten Fabrikgebäuden zeigt die "schöne
Seite" der fortschreitenden Industrialisierung.
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