Krügers glanzvolles Hauptwerk wurde 1824 vom russischen Großfürsten Nikolaus, dem Schwiegersohn des Königs von Preußen, in Auftrag gegeben. Es hing im Petersburger Winterpalais. Kurz vor dem Ersten Weltkrieg kam das Bild als Geschenk des Zaren an den Kaiser nach Berlin zurück und wurde im Schloß aufbewahrt. Erst 1928 gelangte es in den Besitz der Nationalgalerie. Mit topographischer Präzision hat Krüger das Panorama der preußischen ›via triumphalis‹ entfaltet, auf der eine Parade des 6. Brandenburgischen Kürrassierregimentes stattfindet, das der Großfürst und spätere Zar Nikolaus I. anführt. Man sieht ihn an der Spitze seiner Truppen auf König Friedrich Wilhelm III. zureiten. Die Hand grüßend am Federhut, steht dieser hoch zu Roß gegenüber der Neuen Wache. Entgegen der konventionellen Kompositionshierarchie des Ereignisbildes wird der Monarch vom Maler an den Rand des Ereignisses gerückt.Weder die fürstlichen Hauptpersonen noch die Parade selbst erregen vorrangig die Aufmerksamkeit. Es sind die Repräsentanten des Berliner Bürgertums, die den Straßenraum im Vordergrund vor dem Kastanienwäldchen zwischen Zeughaus und Schinkels Neuer Wache zur Freiluftbühne bürgerlicher Selbstdarstellung machen. Hier drängen sich die »bekanntesten Personen Berlins, ohne Unterschied des Standes: Professoren, Künstler, Beamte, Schauspielerinnen, Schauspieler, Staatsmänner, Militairpersonen, die täglichen Besucher der Kaffeehäuser und öffentlichen Spaziergänge, die bekanntesten Gaffer« (Athansius Raczy´nski, Geschichte der neueren deutschen Kunst, Bd. 3, 1841). Mit Sympathie hat Krüger viele seiner Zeitgenossen porträtgetreu erfaßt, darunter Berühmtheiten wie die Bildhauer Schadow und Rauch, den Baumeister Schinkel, die Sängerin Henriette Sontag und den Geiger Paganini.Aber auch die einfachen Leute haben ihren Platz.Vor allem der Figur des Schusterjungen widmete sich der Künstler mit großer Aufmerksamkeit. Krüger vermied jegliche Steifheit und Uniformität.Vielmehr lag ihm daran, die Vielfalt und Vitalität des sozialen und geistigen Lebens Berlins darzustellen.