Paris, Vert Galant

Ab Juni 1941 war ich Besatzungssoldat in Paris und hatte viel freie Zeit. Diese wollte ich nicht vertrödeln und dachte, Malen sei eine sinnvolle Tätigkeit. Von der Oberrealschule in Augsburg her konnte ich ein wenig mit Perspektive und Aquarellfarben umgehen, und so setzte ich mich in die Straßen von Paris und malte.

Ich erinnere mich gern daran, wie glücklich ich war, wenn mir ein Bild gelingen wollte, ja, ich habe noch heute den Geruch der Farben in der Nase und den Geschmack im Mund, denn ich pflegte dem Pinsel immer mit dem Mund eine schöne Spitze zu geben.

Ein Kamerad - ich mag das Wort „Kamerad“ nicht, aber ich kann doch nicht sagen ein „Zwangsgenosse“ - ein Kamerad also, ein schon fertigstudierter Kunstmaler, bewog mich, in einer Wehrmachtsausstellung meine Aquarelle zu zeigen.

So kam es, dass ich in der Ausstellung „Kunst an der Front“ im Museé du Jeu de Paume, Tuilerien, vom 1.-16. November 1941 meine ersten Bilder verkaufen konnte, und damit stand mein Entschluss, Kunstmaler zu werden, fest.

Meinen Aquarellkasten habe ich dann auch durch den Rest des Krieges und die Gefangenschaft hindurch gerettet.

(Aus den Erinnerungen von Wolfgang Lettl)