Ende des 4. Jahrtausends v. Chr. erreichte die Bebauung des heiligen Bezirks Eanna in Uruk seinen Höhepunkt. Neben Kulthäusern, Rundpfeilerhallen mit Stiftmosaiken, Badeanlagen und einem sog. "Empfangspalast" diente ein großer Hof mit Terrassen der kultischen Verehrung der Göttin Inanna. Auf der Nordwest-Terrasse, die man über zwei seitliche Treppen an einer podestförmigen Erweiterung erreichte, erhob sich eine offene quergelegte Halle mit vier Paar gewaltigen Rundpfeilern und vier Halbrundpfeilern. Die seit Mitte des 4. Jahrtausends v. Chr. bekannte Stiftmosaiktechnik zur Fassadengestaltung wurde zu einem charakteristischen Architekturelement an den Kult- und Repräsentationsbauten des Eanna-Bezirks am Ende des 4. Jahrtausends v. Chr. In den dicken Lehmverputz der Mauern sind dicht aneinander etwa 10 cm lange Stifte aus gebranntem Ton oder aus Gips eingedrückt worden. Die Köpfe der Stifte waren meist schwarz, rot und weiß bemalt. Zum Teil fanden auch größere ungefärbte Keramik- oder Steinstifte Verwendung. Die daraus entstandenen Dekorationsmuster zeigen Rauten, Dreiecke sowie Band- und Zickzackformen. Offenbar orientierte man sich bei der Gestaltung an Vorbildern aus der Flechtwerk- und Textilherstellung. Neben der dekorativen Wirkung hatte die Verkleidung der Lehmziegelwände mit Stiftmosaiken auch einen baufunktionalen Hintergrund. Die so gestalteten Außenwandbereiche und Pfeiler erhielten durch die Materialfestigkeit der Stifte Schutz vor Verwitterung durch Wind oder Wasser