Neben Nicolas Poussin ist Claude Lorrain der bedeutendste französische Maler des 17. Jahrhunderts. Von dem klassisch-heroischen Stil seines Landsmannes unterscheidet sich die mehr emotional ausgerichtete ideale klassizistische Landschaftskunst Claudes, in der die Lichtgestaltung eine zentrale Rolle spielt, erheblich. Letzterer hinterließ neben Gemälden und Radierungen etwa 1200 Zeichnungen. […] Unsere Zeichnung wird beherrscht von einer zentralen, hinter einem Hügel hervorwachsenden Baumgruppe im Vordergrund. Dieser entsprechen die beiden den Hügel heraufkommenden Frauen und eine Kuhherde im linken Feld. Die Frauen sind in flatternde antikische Gewänder gehüllt. Eine mit alten Bauten besetzte Anhöhe und eine Gebirgskette, deren Formen im Dunst der Atmosphäre verschwimmen, riegeln die Landschaft zum Hintergrund ab. Obwohl das mit breitem, relativ trockenem Pinsel gearbeitete Blatt den Eindruck einer spontanen Naturstudie vermittelt, beruht seine Wirkung zu einem nicht unwesentlichen Teil auch auf der ihm zugrundeliegenden Komposition.