Bis in die Frühe Neuzeit hinein zahlten die Bauern eine jährliche zehnprozentigen Steuer an Kirche oder Grundherr. Die Abgabe erfolgte oftmals in Naturalien. Advokaten, deren Ruf als zweifelhaft galt, beglaubigten diese.
Das Gemälde "Bauern bei einem Advokaten" vermittelt einen detailreichen Einblick in das Büro eines Advokaten sowie die Vorstellung von der Not und der Abhängigkeit der Bauern, die sich mit ihren Naturalien unterwürfig dem vielbeschäftigten Rechtsgelehrten nähern. Zugleich darf das Bild als Persiflage auf dessen Berufsstand aufgefasst werden. So ist hinter dem Juristen der Schriftzug "Almanach de Grace de Dieu" zu lesen, der von der Gnade und nicht etwa von der Gerechtigkeit Gottes spricht: ein versteckter Hinweis auf das vermeintliche Selbstverständnis der Advokaten, denen generell der Ruf anhaftete, bestechliche Rechtsverdreher zu sein.