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Penelope – Muster einer treuen Ehefrau

Kopie der frühen römischen Kaiserzeit nach einem griechischen Original um 470/460 v. Chr.Um 470/460 v. Chr.

Altes Museum, Staatliche Museen zu Berlin

Altes Museum, Staatliche Museen zu Berlin
Berlin, Deutschland

Traurig stützt die Frau ihr Haupt in die abgebrochene rechte Hand. Kopf und Haar sind von einem Mantel und einer engen Haube bedeckt. Darunter schauen in strenger Ordnung etliche Haarsträhnen hervor, die sich symmetrisch zur Mitte hin in kleinen Löckchen einrollen. Vor der rechten Seite des Gesichts staut sich der Mantel in drei bogenförmigen Falten über der fehlenden rechten Hand, von der sich bei dieser qualitätvollen römischen Kopie die Ansätze für die einzelnen Fingerknöchel am deutlichsten erhalten haben. Das asymmetrische Gesicht mit dem leicht verzogenen Mund und die vernachlässigte Ausarbeitung des Haares an der rechten Seite machen deutlich, dass der Kopf für die linke Seitenansicht bestimmt war. Einzelfor- men wie die kappenartige Frisur und die mandelförmigen Augen erinnern an die Skulptur der frühen Klassik, den sog. Strengen Stil. Besonders gut ist der Kopf der Athena auf einer Metope des Zeustempels von Olympia vergleichbar, die Herakles im Kampf mit den stymphalischen Vögeln zeigt. Damit ist das griechische Vorbild der Berliner Pene- lope in das Jahrzehnt 470–460 v. Chr. zu datieren.
Das Haltungsmotiv des Berliner Kopfes ist in drei untereinander sehr ähnlichen Statuentypen und vier sog. Meli- schen Reliefs, die Odysseus als Bettler vor Penelope zeigen, überliefert. Diese und andere ikonograhische Parallelen haben unserem Statuentypus den Namen der tugendhaf- ten Gattin des Odysseus, Penelope, verliehen, die zwanzig Jahre geduldig auf dessen Rückkehr wartete und daher der gesamten Antike als Paradigma einer treuen Ehefrau galt. Vielleicht stammt die römische Kopie in Berlin von einer Grabstatue, denn eine antike Replik der trauernden Penelope wurde im Grabareal der Claudia Semne an der Via Appia in Rom gefunden.
Die lebensgroße Statue der trauernden Penelope ist in immerhin vier Torsi und drei Köpfen überliefert. Mit Aus- nahme eines griechischen Originals der Zeit um 440 v. Chr., das im Palast Dareios III. in Persepolis (Iran) gefunden wurde, stammen sämtliche Kopien aus Rom. Der außeror- dentliche Fall, dass wir von einem Statuentypus sowohl ein griechisches Original als auch römische Kopien besitzen, hat eine kontroverse Diskussion um das griechische Urbild zur Folge gehabt. Da das Original aus Persepolis seit der Niederbrennung des Dareios-Palastes durch Alexander den Großen im Jahre 331 v. Chr. bis zu seiner Entdeckung 1945 unter Trümmern verborgen lag, kann es den römischen Kopisten nicht bekannt gewesen sein. Es muss in Griechenland also wenigstens eine weitere Vorlage gegeben haben. I. Kader vermutet im Blick auf die gesamte statuarische Überlieferung, dass es im frühen 5. Jahrhundert v. Chr. nicht weniger als drei Versionen des Penelope-Typus gegeben hat, von denen die beiden älteren ( Typus 1 und 2) als Vorlage für die römische Überlieferung gedient haben. Der Berliner Kopf wird dem ersten Typus zugerechnet.

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  • Titel: Penelope – Muster einer treuen Ehefrau
  • Ersteller: Kopie der frühen römischen Kaiserzeit nach einem griechischen Original um 470/460 v. Chr.
  • Datierung: Um 470/460 v. Chr.
  • Ort: Unbekannt
  • Abmessungen: h26,5 cm
  • Typ: Statue
  • Material: Marmor
  • Sammlung: Antikensammlung, Staatliche Museen zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz
  • Objekterwerb: 1879 aus der Sammlung Heinrich Dressel (Rom) erworben
  • Inv.-Nr.: Sk 603
  • ISIL-Nr.: DE-MUS-814319
  • Externer Link: Altes Museum, Staatliche Museen zu Berlin
  • Copyrights: Text: © Verlag Philipp von Zabern / Antikensammlung, Staatliche Museen zu Berlin / Maisch. || Photo: © b p k - || Photo Agency / Antikensammlung, Staatliche Museen zu Berlin / Johannes Laurentius
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