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Petra Morzé, porträtiert von Fabian Fink

Fabian Fink2008

Burgtheater

Burgtheater
Wien, Österreich

Sie ist ein wenig Marionette, Kunstfigur, in der Vereinfachung der Formen, besonders der Hände – Fabian Fink meint hier offensichtlich nicht reinen Realismus, sondern setzt seine künstlerische Vorstellung gegen die sture Wirklichkeit durch. Der Mensch ist zuerst einmal etwas Allgemeines, steht aufrecht, hat Kopf, Rumpf, Arme und Beine, und wird dann im Porträt für gewöhnlich in allen Teilen durchindividualisiert – zuletzt sieht er aus, wie wir ihn zu kennen glauben oder im Einzelnen beobachtet haben, mit diesen spezifischen Charakteristika, die sich zu dem gesamten Erscheinungsbild zusammenfügen. Das muss aber nicht sein, scheint Fabian Fink sagen zu wollen. Man kann auch die Beobachtung machen, dass wir alle diese Teile selbst nicht immer ganz beherrschen, dass nicht alle immer denselben Ausdruck haben und dasselbe wollen. Dass sie sich auch im Einzelnen verhalten und verändern können; dass ein gewisser Blick noch nicht den scheinbar angemessenen Ausdruck der Hände nach sich zieht – kommt im Alltag ständig vor. Wir psychologisieren das als „Körpersprache“ und wissen, ohne sie näher analysieren zu müssen, dass hier ganz widersprüchliche Inhalte zum Ausdruck kommen können; etwa der gelassene Gesichtsausdruck im Verhältnis zu den unruhig wippenden Beinen; oder Bereitschaft zur Offenheit auszusagen und andererseits die Arme verschränkt zu halten. Das wird auf der Bühne oft mit großer Bravour ausgespielt. Schauspieler beherrschen das; sie können ihre einzelnen Körperteile gleichzeitig ganz verschiedene Dinge sagen lassen kann, während ihre Sätze etwas anderes behaupten. Alles ist immer zweideutig, widersprüchlich – und darin liegt die entscheidende Botschaft der Kunst. Nichts ist mit sich selbst identisch, alles kann auf sehr verschiedene Weise verstanden werden. In diesem Sinn verweigert sich Fabian Fink der eindimensionalen Repräsentation. Er will Bedeutung nicht affirmieren, indem er die Schauspielerin in einer außerordentlichen Situation zeigt, die sie mit außerordentlichem Können beherrscht. Er stellt den Menschen einfach hin, irritiert uns durch leichte Proportionsverschiebungen, die den Eigenausdruck der Teile verselbständigen – und dann beginnt das Spiel. (Text von Otmar Rychlik, aus dem Programm zur Eröffnung der Porträtgalerie Burgtheater)

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  • Titel: Petra Morzé, porträtiert von Fabian Fink
  • Ersteller: Fabian Fink
  • Datierung: 2008
  • Ort: Burgtheater Wien, Porträtgalerie, Foyer 2. Rang
  • Abmessungen: 174 cm x 60 cm
  • Fotograf: Georg Soulek
  • Material: Lindenholz lackiert
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