Gegen Ende der 1920er Jahre wurden die Kleider allmählich länger, eine körpernahe, schlanke Silhouette setzte sich durch. Der von Madeleine Vionnet seit den frühen 1920er Jahren meisterlich ausgeführte Schrägschnitt war das ideale Medium zur Realisierung dieser neuen stromlinienförmigen Linie. Es entstanden insbesondere in der Abendmode Roben von unübertroffener Eleganz, wie dieses schwer und glockig fallende Abendkleid. Sein schulterfreies Wickeloberteil mit spitzem Vorder- und Rückendekolleté wird nur von schmalen Trägern gehalten. Unter einem breiten Schärpenband setzt in der Taille der weite Vierbahnenrock an. Er zeigt einen seitlich angeschnittenen rechteckigen Saumverlauf und bildet nach hinten eine lange Schleppe. Ein Unterkleid von identischem Zuschnitt ist fest montiert. Es schließt links mit einem Haken-und Ösenverschluss, darunter ist ein Druckknopfverschluss. Unter Umständen wurde das Kleid mit einer Abendjacke kombiniert, wie der sehr ähnliche Entwurf andeutet. Edward Molyneux (1891–1974) hat sein Couture-Haus 1919 gegründet. Zu seinen wichtigsten Kundinnen zählte Prinzessin Marina von Griechenland (1906–1968), die er 1934 anlässlich ihrer Hochzeit mit Prinz George, 1. Duke of Kent, einkleidete. Das Kleid des Kunstgewerbemuseums stammt aus dem Besitz der Prinzessin.