Ganz in sein Spiel versunken sitzt das junge Mädchen mit halb angezogenen Beinen am Boden und stützt sich mit der linken Hand auf. In dieser hält es zwei Spielknöchel, während die Rechte soeben ein paar Knöchelchen geworfen hat. Der Kopf ist leicht geneigt, die Züge sind entspannt. Bekleidet ist das Mädchen mit einem Chiton mit Knöpfärmeln, der von der linken Schulter rutscht und die sich gerade entwickelnde Brust entblößt. Der Statuentyp der Knöchelspielerin vom Typ Colonna ist eine hellenistische Schöpfung, die in der römischen Kunst des Öfteren kopiert wird. Das von der Schulter gleitende Gewand ist schon in der griechischen Kunst als ikonographische Formel für die Liebesgöttin Aphrodite belegt und sollte deren physische Schönheit versinnbildlichen. Diese Formel wird in gleicher Aussageabsicht dann in der römischen Kunst auf weibliche Porträts übertragen. Die Verbindung des Sitzmotivs mit dem Spielgestus ist wohl nicht direkt dem griechischen Vorbild entlehnt, sondern als römische Schöpfung anzusprechen. Aus der Reihe der Repliken ist aber nur das Berliner Stück sicher als Knöchelspielerin zu bezeichnen, da die Spielgeräte antike Ansatzspuren haben. An anderen Stücken fehlen die Knöchel bzw. wurden vollständig modern auf der Plinthe ergänzt. Das Spiel mit den Sprunggelenken des Schafes (astragal/talus) war sehr beliebt, wie die zahlreichen Darstellungen schon auf griechischen Vasen und hellenistischen Terrakotten sowie in der römischen Plastik, der Wandmalerei und der sarkophagkunst belegen. Hier gezeigt ist wohl die Spielvariante, bei der es darauf ankam, eine möglichst hohe Punktzahl zu werfen – gar nicht so einfach, wenn man bedenkt, dass der breitesten Fläche der niedrigste, der kleinsten Fläche dagegen der höchste Zahlenwert zugeordnet war. Astragale wurden auch in anderen Materialien wie Ton, Marmor, Bronze, Glas und sogar Gold nachgebildet und verstorbenen Kindern oft mit ins Grab gegeben. Die Datierung der römischen Kopie leitet sich vom jeweiligen Porträtkopf her, mit dem die griechische Vorlage kombiniert wurde. Im vorliegenden Fall trägt das Mädchen eine Melonenfrisur, aus der zwei einzelne, sich an den Schläfen kringelnde Strähnen gelöst sind, und ein flaches Nest am Hinterkopf. Das Gesicht hat ausgewogene, beruhigte Züge. Unter der gerundeten Stirn und den weit gespannten, plastischen Brauen liegen runde Augen mit recht tiefer, runder Pupillenbohrung und weich gebildeten Lidern. Der Mund ist klein mit geschwungenen Lippen, das Kinn deutlich akzentuiert. Der sicher zum Körper gehörende Bildniskopf lässt sich aufgrund der genannten Merkmale, darunter der deutlichen Betonung der Augenpartie, in frühseverische Zeit datieren. Er wurde umgearbeitet und vertritt damit eine spätere Zeitstufe als der Körper, der frühantoninisch, um 140 n. Chr., datiert. Wahrscheinlich wurde die Skulptur als Grabstatue für ein früh verstorbenes Mädchen gefertigt. Der Tragik des Todes zur Unzeit (mors immatura) des jungen Mädchens wird hier sinnfällig Ausdruck verliehen: Ist es in seinem Spiel auf den ersten Blick noch ganz der kindlichen Sphäre verhaftet, deutet das herabgleitende Gewand doch schon die eben erblühenden körperlichen Reize an – jene wären bei einem längeren Leben sicher in Ehe und Mutterschaft aufgegangen, nach römischer Auffassung der zentralen Aufgabe weiblichen Lebens.