Der Maler Charles Hoguet wuchs in der französischen Kolonie der »Hugenotten« in Berlin auf. Er begann sein Kunststudium in Berlin, ging dann aber für einige Jahre nach Paris. In Frankreich entwickelte er seine brillante Technik und einen ausgeprägten Sinn für Form und Farbe. Er brachte diese französische Malkultur zurück nach Berlin, wo man zu dieser Zeit noch vielfach eine klarlinige Biedermeiermalerei pflegte, und wurde so zu einem Mittler zwischen Paris und Berlin. Besonders überzeugen Hoguets Stilleben, meist Küchenstilleben, die ohne symbolische Bezüge allein von der Farbmodulation sowie dem Gegensatz zwischen Hell und Dunkel ihren Reiz beziehen. Er malte sie in den fünfziger Jahren in der breitpinseligen, geistreichen Art, die er in Paris gesehen hatte. Es sind schlichte Gegenstände dargestellt: eine gerupfte Truthenne, einiges Gemüse und Gerätschaften, alles stark von vorn beleuchtet, vor einer fast golden aufleuchtenden braunen Wand (Nationalgalerie, Inv.-Nr. A I 253).
Ein anderes Bild zeigt vor dunklem Hintergrund einen schadhaften Bauernstuhl, eine ausgefranste Jacke, eine spiegelnde Metallkanne und einen angeschnittenen Kürbis in leuchtendem Gelborange (Nationalgalerie A I 1140). Auch diese Dinge sind zu einer malerisch reichen Komposition zusammengefügt, die bereits an die Werke des späteren Leibl-Kreises denken läßt. Das hier von links einfallende Licht erhöht die Plastizität der mächtigen Frucht. Der Kürbis als zentrales, leuchtendes Motiv kehrt in mehreren Bildern der folgenden Jahre wieder.
Bei dem zehn Jahre später entstandenen Jagdstilleben, von Hoguet selbst unter dem Titel »Stilleben. Trappe, Ente und Krammetsvögel« (Nationalgalerie, Inv.-Nr. A I 848) geführt, ist die Tonigkeit zurückgenommen, die Farbigkeit verstärkt, die Zeichnung härter. Das Motiv ist bedeutungsvoller und konventioneller gewählt, aber mit großer Meisterschaft in der Wiedergabe der verschiedenen Stofflichkeiten dargestellt. | Angelika Wesenberg