Blieb sein Altersgenosse und andalusischer Landsmann Zurbarán zeitlebens in scharfen Licht-Schatten-Kontrasten befangen, gelangte Velázquez nach der Übersiedlung an den Hof zu einer sehr modern anmutenden, immer raffi nierteren und wirklichkeitsnäheren Lichtbehandlung sowie einer in seiner Zeit beispiellosen Meisterschaft in der subtilen Vermittlung atmosphärischer Werte. Die Wirkung des Damenbildnisses erklärt sich nicht zuletzt aus dem neutralen hellgrauen Grund und den wie durch die stauberfüllte Luft eines Innenraums betrachteten, von nahem verschwom menen Gesichts- und Haarpartien. Wie sehr Velázquez gerade aus der Beschränkung der Mittel seine stärksten Wirkungen erzielt, belegt der Stuhl als von ihm wiederholt gebrauchter Kunstgriff: Als einziges Requisit wie zufällig in den Raum gestellt, verhilft er der Dame zu ihrer herrschaftlichen Pose. Früher wegen einer Angabe auf der Rückseite für die Gattin des Malers gehalten, sieht man in ihr heute meist die Gräfi n Monterrey, die in Italien lebende Gemahlin des spanischen Botschafters und Schwester des mächtigen Staatsministers Olivares. Dies implizierte eine Entstehung bereits um Velázquez’ erste Rückkehr aus Rom (1631).
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