Wohl gegen 1894 dürfte Klimt den Auftrag erhalten haben, ein Porträt von Marie Breunig, der Gattin des Inhabers eines großen Wiener Bäckereibetriebs, zu malen. Das großformatige Bildnis stellt zweifellos einen Höhepunkt jenes Stils dar, dessen sich der Meister in den frühen 1890er-Jahren bediente. Dieser weist eine erstaunliche Genauigkeit in der gegenständlichen Darstellung auf, eine besondere Liebe zum Detail, wodurch die Bilder fast hyperrealistisch anmuten. Tatsächlich kann man sich gut vorstellen, dass Klimt für dieses Bildnis eine Fotografie zu Hilfe genommen hat. Von einer solchen unterscheidet sich Klimts gemaltes Bildnis jedoch durch den außerordentlichen Grad der Überhöhung und Verfeinerung der dargestellten Wirklichkeit, der es auf eine andere Illusionsebene als eine Fotografie hebt. Malerisch besonders delikat und gelungen erscheint in diesem Gemälde etwa die Kontrastierung der porzellanweißen Haut der Dame mit dem tiefen Schwarz ihres Kleides vor einem neutralen Hintergrund. Das Werk ist das erste einer langen Reihe von Damenbildnissen, die Klimt in den nachfolgenden Jahren schaffen sollte und die geradezu zu Markenzeichen seiner Kunst werden sollten.
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