1869, noch während der Studienzeit unter Carl von Piloty an der Münchner Akademie, entstand Defreggers erstes großes Historiengemälde, »Speckbacher und sein Sohn Anderl« (Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck). Wie so viele seiner späteren Geschichtsbilder thematisiert es den Tiroler Freiheitskampf um seine Hauptakteure Andreas Hofer und Joseph Speckbacher (1767–1820), den Kommandanten der Bergiselschlachten. Als sich in den 1880er Jahren Defregger schließlich verstärkt dem Porträt zuwandte und ausdrucksstarke Gesichter in Öl festhielt, wie das »Bildnis eines Tiroler Bauern« (Nationalgalerie, Inv.-Nr. A III 498), entstand auch ein kleines Bildnis Speckbachers von 1884 (Nationalgalerie, Inv.-Nr. A II 871). Es wiederholt im Detail die fünfzehn Jahre früher vollendete Darstellung Speckbachers in strengem Profil mit Betonung auf dem konzentrierten Blick und der markanten Adlernase. Seit der Antike suggerieren diese physiognomischen Merkmale Scharfblick und Mut.
Defregger, der Speckbacher in einem Gemälde von 1886 nochmals im Profil, dann aber nach links, zeigte, fand hierin eine überzeugende Formel für die bildliche Charakterisierung des Freiheitskämpfers. Sein Schüler Albin Egger-Lienz griff diese Formel in einem Kniestück von 1895 auf (Tiroler Landesmuseen, Innsbruck). | Regina Freyberger
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