Der Zuzug von orthodoxen Juden, vor allem aus Galizien und der heutigen Slowakei, wurde von den alteingesessenen „Tolerierten“ mit Misstrauen beobachtet. In den 1860er- Jahren gab es bereits elf orthodoxe Bethäuser, die von etwa einem Viertel der Wiener Juden genutzt wurden. Um die Einheit der Gemeinde zu retten, mussten sich der liberale Rabbiner Adolf Jellinek und sein orthodoxer Kollege Salomon Spitzer (von ihm existiert kein Porträt) zu einem Kompromiss durchringen: Die von den Reformern als unzeitgemäß empfundenen Gebete sollten im Stillen gesprochen werden, die Reformer wiederum verzichteten auf den Einsatz der aus den christlichen Kirchen übernommenen Orgel.