Liebermann war mit Wilhelm Bode (1845–1929) seit gemeinsamen Zeichenstunden bei Carl Steffeck 1868/69 bekannt und seit den 1880er Jahren befreundet. Bereits Ende 1890, nachdem Bode nicht mehr nur Direktor der Abteilung für christliche Plastik, sondern nun auch Direktor der Berliner Gemäldegalerie geworden war, hatte Liebermann ihn für Schorers Familienblatt gezeichnet (Privatbesitz, Berlin; vgl. Max Liebermann in seiner Zeit, Ausst.-Kat., Berlin 1979, Kat.-Nr. 253). Als 1904 zur Eröffnung des Kaiser-Friedrich-Museums der gleichnamige Verein sein Porträt stiften wollte, wünschte sich Bode spontan Liebermann als Maler und er erbat eine ähnliche Darstellung wie auf jener Zeichnung: Er wolle in seinem Arbeitszimmer gemalt werden, eine Kleinplastik in Händen. Der Direktor der Hamburger Kunsthalle Alfred Lichtwark, der sowohl Liebermann als auch Bode gut kannte, sah als einer der ersten im Oktober 1904 das fertige Werk im Atelier (Nationalgalerie, Inv.-Nr. A III 533): »Das war Bode, der blonde, nervöse Mensch, wie er am Schreibtisch sitzt, wenn Besuch kommt, das Buch noch in der Hand, halb umgewendet, hörend und bereit, im nächsten Augenblick loszubrechen. Ganz Energie mit einer Schwebung brutaler Kraft. Einfach, selbstverständlich, ohne jede Sucht, etwas anderes zu geben als den menschlichen und malerischen Eindruck, breit, sehr tonig – hätte ich es nur so lange gesehen, wie nötig wäre, den Eindruck zu bekommen, und ich wäre nachher gefragt nach der Farbe, ich hätte gesagt, ein reiches Grau – in Wirklichkeit überaus stark in der Farbe, alles um das blonde Wesen zum Ausdruck zu bringen« (Briefe an die Kommission der Hamburger Kunsthalle, Bd. 12, Hamburg 1905, S. 241). Noch im Jahre 1904 malte Liebermann eine zweite Fassung, die in seinem Besitz verblieb (verschollen), und im Winter 1909 entstand ein weiteres, repräsentatives Porträt Bodes (Nationalgalerie, Inv.-Nr. NG 34/60): »Das Bild ist in der Zartheit und Helligkeit seiner Farbe eine neue Probe für die Verjüngung, die Liebermanns Malerei gerade in letzter Zeit wieder durchgemacht hat«, urteilte ein anonymer Kritiker der »Kunstchronik« (Kunstchronik, 21. Jg., 1910, H. 15, S. 255). Vgl. auch die Lithographie (G. Schiefler, Das graphische Werk von Max Liebermann, Berlin 1907, Nr. 106). | Angelika Wesenberg