»Seine Gesichtszüge waren von klassischer Schönheit, von orientalischer Färbung, die Stirne hoch und kühn, das Auge in ungewissen Farben schillernd, auffallend klug, lebhaft und glänzend«, erinnerte sich Eugenie, die Tochter der Komponistin Clara Schumann, mit der Hermann Levi (1839–1900) seit 1863 befreundet war (E. Schumann, Erinnerungen, Stuttgart 1925, S. 183). Lenbach mag das ›Orientalische‹ der Gesichtszüge Levis zu dieser Studie motiviert haben. Ob es einen äußeren Anlaß – möglicherweise eines der vielen Kostümfeste der Münchner Künstlergesellschaft – für das Rollenporträt gab, ist ungewiß. Im Juli 1888, am zweiten Tag der Jubiläumsfeier für König Ludwig I., fand in München beispielsweise ein großer Festzug statt, bei dem unter anderem eine Elefantenflucht mit Beduinen nachgestellt wurde (vgl. Adolf von Hildebrands Briefwechsel mit Conrad Fiedler, Dresden 1927, S. 269). Lenbach hat sich mit dem Rollenporträt vielfach beschäftigt, und so mag die Kostümierung der Freunde in unterschiedlichen Rollen auch rein künstlerisch motiviert gewesen sein. Ein weiteres Porträt Levis als Orientale, dieses Mal mit Turban, befindet sich in der Städtischen Galerie im Lenbachhaus, München (vgl. Franz von Lenbach, Ausst.-Kat., München 1986, Kat.-Nr. 373). | Regina Freyberger
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